Immer mal wieder passiert mir folgendes: Wenn Menschen mitbekommen, dass ich Rhetoriktrainer bin, fragen sie mich gerne sowas wie… „Muss ich da wirklich ein mehrtägiges Seminar mitmachen, oder gar einen ganzen Kurs um meine Rhetorik zu verbessern? Kann ich nicht mit viel weniger Aufwand etwas an meiner Kommunikation verbessern?“ Wäre ich geschäftstüchtiger würde ich darauf antworten: „Tut mir leid, da führt kein Weg dran vorbei. Und umso teurer das Seminar, desto effektiver ist es. Also zahl mir lieber tausende Euro extra, dann bringt es Dir auch mehr.“
Leider bin ich dafür zu ehrlich. Und deshalb sage ich den Leuten in solchen Fällen dann immer das, was ich jetzt auch Dir sage: Klar kannst Du mit erstaunlich wenig Aufwand Deine Kommunikation unglaublich voranbringen. Weil es manchmal nur einzelne, kleine Wörter sind, die einen großen Unterschied machen können. Hier nun einige dieser Wörter:
Aber, und, obwohl
Alle drei Wörter leisten formal genau das selbe. Sie verbinden zwei Aussagen miteinander. Sind also grammatikalisch gesehen Konjunktionen. Aber mit sehr unterschiedlicher Wirkung. Ein Beispiel:
- Du hörst meinen Podcast und bist schon sehr müde.
- Du hörst meinen Podcast, aber bist schon sehr müde.
- Du hörst meinen Podcast, obwohl Du schon sehr müde bist.
Ist Dir ein Unterschied aufgefallen? „und“ ist eine völlig neutrale Verbindung der beiden Aussagen. Aber dagegen fokussiert auf den Nachsatz. Obwohl mehr auf den ersten Satz. Zum Vergleich ein etwas dramatischeres Beispiel als das eben:
- Ich liebe Dich, ABER Du bist ein ganzes Stück älter als ich.
- Ich liebe Dich, OBWOHL Du ein ganzes Stück älter bist als ich.
Im ersten Satz schafft das Aber einen so starken Fokus auf den Altersunterschied, dass die Sache mit der Liebe irgendwie… aussichtslos erscheint. Im zweiten Satz mit „obwohl“ gibt es dagegen an der Liebe nichts zu rütteln.
Sei Dir dieser Wirkung immer bewusst. Wenn Du ABER verwendest, lenkst Du den Fokus immer auf den Satz nach dem Aber. Das sollte dann auch das sein, was Du erreichen möchtest.
„Ich weiß es gibt günstigere Anbieter als uns, ABER unser Service ist einfach unübertroffen.“ Sonst lege mit dem Obwohl den Fokus auf den Hauptsatz, auch wenn es eben einen kleinen Einwand gibt, der nach dem Obwohl kommt und damit elegant unter den Teppich gekehrt wird. Oder wähle, wenn es neutral sein soll, tatsächlich und als Verknüpfung.
Nicht
Das Problem mit diesem Wort ist, dass unser Verstand zuerst einzelne Worte verarbeitet und dann erst den Sinn eines Satzes aus diesen zusammenfügt. Also zum Beispiel auch, dass der Satz eigentlich verneint wird. und sich der Sinn dadurch umdreht. Simples Beispiel:
Denke jetzt NICHT an einen Sandstrand in der Karibik. Stell Dir bitte NICHT vor, wie die Sonne Deine Haut wärmt, und nicht den Geruch des Meeres. Spüre auch auf keinen Fall den Sand unter Deinen Füßen. Und das Rauschen der Wellen kannst Du auch NICHT hören.
Und? Wie hat das funktioniert mit dem NICHT? Gar NICHT so gut, oder? Deshalb solltest Du es vermeiden, bestimmte Triggerwörter zu verneinen. „Gar NICHT so schlecht“, „Das wird vermutlich gar NICHT so teuer“ oder um mal einen umgekehrten Fall dabei zu haben, wenn das Kind das halbe Restaurant im Alleingang zerlegt hat, dass selbst John Rambo neidisch werden und sicherheitshalber unter einem Tisch in Deckung gehen würde, sagt die Mama sowas wie: „Torben-Rasputin, das war jetzt aber NICHT schön von Dir.“ Alles so oder zumindest so ähnlich schon erlebt. Also: Gewöhn Dir an, immer die Wörter zu verwenden, die eine für Dich vorteilhafte Wirkung haben und entsprechend positive Begriffe zu verwenden oder eben negative zu vermeiden, indem Du die Negation hier bewusst nutzt, wie z.B. bei „NICHT ganz so günstig“.
Vermeide die Frage nach dem Warum
Du kennst sicher die berühmten W-Fragen, die Du bei einem Notfall beantworten können solltest. Also wenn Du die 112 wählst um Hilfe zu rufen. Die Fragen lauten: Wo ist etwas passiert? Was genau ist passiert? Wie viele Verletzte gab es? Und Welche Verletzungen haben diese? Keine dieser W-Fragen ist die Frage „warum“. Und das ist auch gut so.
Weil das die Feuerwehr und sonstigen Rettungskräfte echt nicht interessiert, warum da etwas passiert ist. Weil Warum keine lösungsorientierte Frage ist. Immer wenn ich beruflich für ein Seminar oder eine Keynote irgendwo unterwegs bin und in einem Hotel übernachte, schaue ich auf die Übersicht mit den Rettungswegen, die ja meist an der Hoteltür angebracht ist. Also ich schaue da nicht drauf, weil ich so ein ängstlicher Mensch bin. Sondern weil man an diese Stelle, an die Tür seines neu bezogenen Zimmers, einfach mal hinschaut. Und noch nie, in keinem einzigen Hotel, stand auf einer dieser Tafeln: „Im Falle eines Feuers, suchen Sie den Brandherd und analysieren sie die Ursache des Brandes“. Da steht immer: „Verlassen Sie auf den ausgewiesenen Wegen schnellstmöglich das Gebäude“. DAS ist lösungsorientiert.
WARUM fragt später die Staatsanwaltschaft. Oder vorher die Polizei. Wenn sie zum Beispiel bei einem Verbrecher das Motiv erforscht. „WARUM haben Sie ihren Gärtner ermordet?“ „Ich wollte doch nur, dass er endlich ins Gras beißt…“
WARUM bringt Menschen sehr schnell dazu sich wie in einem Verhör zu fühlen. Dieses Wort erzeugt einen Rechtfertigungsdruck bei Deinem Gegenüber. Deshalb verzweifeln auch Eltern gerne daran, wenn der Nachwuchs zum zehnten Mal in Folge „Waru-hum?“ fragt. Was so viel bedeutet wie „noch bin ich mit Deiner Antwort nicht zufrieden. Erzähl mir mehr. Und noch mehr. Und noch mehr“ Warum ist also fast immer ein Stressor. So kannst Du es natürlich gezielt einsetzen. Wenn Du jemand in diese Rolle des sich zu Erklärenden drängen möchtest. Aber sei unter gleichberechtigten Gesprächspartner nicht überrascht wenn als Antwort nur kommt: „Warum denn nicht?“ Das funktioniert erstaunlich oft als Konter.
Entschuldige Dich nicht. Sag lieber Danke.
„Entschuldigen Sie meine Verspätung“ dreht sich in erster Linie um Dich. Und Deine Verspätung. „Vielen Dank für Ihre Geduld“ ist dagegen eine Wertschätzung der anderen Person. In gewisser Weise auch ein Kompliment. Außerdem mögen die Menschen es, wenn man sich bei ihnen bedankt. Während Entschuldigungen immer mit einem Fehler assoziiert werden. Was ja auch meist so ist. Aber da musst Du ja nicht noch den Finger in die Wunde legen. Also: Soweit angebracht, bedanke Dich lieber als Dich zu entschuldigen. Das hinterlässt einen deutlich besseren Eindruck.
Wobei es aber Situationen gibt, in denen Du um eine Entschuldigung einfach nicht herumkommst, weil diese einfach angemessen ist. Also bei groben Verfehlungen. Wenn Du einer anderen Person wirklichen Schaden zugefügt hast. Ist die Bitte um Entschuldigung auch das Eingeständnis Deiner Schuld an der Misere. Heb Dir das Wort „Entschuldigung“ auch wirklich für solche Fälle auf.
Einladen statt bitten
Ähnlich wie mit „Danke“ statt „Entschuldige bitte“ funktioniert in vielen, nicht in allen Fällen, auch eine Einladung statt einer Bitte oder gar einer Aufforderung, die dann schon fast Befehlston hat. Also statt „bitte beachten Sie die Sicherheitsbestimmungen“ kannst Du sagen „ich möchte Sie dazu einladen sich mit unseren Sicherheitsbestimmungen vertraut zu machen.“
Klingt erstmal komisch, aber die meisten Menschen sind so erzogen, dass sie Einladungen nicht einfach so ablehnen können ohne sich dabei unhöflich zu fühlen. Ich nutze das zum Beispiel sehr gerne, wenn ich als Hochzeitsredner im Einsatz bin. Bevor die Trauzeremonie beginnt, stehen die Gäste meist mit einem Glas oder ein paar Häppchen an Stehtischen und unterhalten sich angeregt. Und ich bin derjenige, der Sie da wegscheuchen muss. Damit die Trauung pünktlich beginnen kann. Ich habe irgendwann angefangen die Gäste einzuladen. „Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste, ich darf Sie nun ganz herzlich einladen sich zur Trauung zu begeben und schon mal Platz zu nehmen. Unser Brautpaar wird gleich hier sein und wir wollen pünktlich mit der Zeremonie beginnen. Vielen Dank und bis gleich.“
Das funktioniert immer. Gerade in der Kombination mit dem Hinweis auf die Pünktlichkeit. Da ist der Deutsche voll in seinem Element. Passend zum Thema Pünktlichkeit der nächste Punkt.
Noch
Ich durfte mich als Vater eines damaligen Drittklässlers auch mit dem Thema Homeschooling herumschlagen. Und mein Sohn ist der Typ, der erwartet alles sofort zu können. Sonst fühlt er sich schlecht. Und verfällt schnell in Selbstzweifel. Da kommen dann so Sätze wie „Ich versteh das nicht“ oder „ich kann das nicht“. Ich antworte dann mit einer Frage, die nur das Wörtchen „noch“ zu seiner Aussage ergänzt: „Was verstehst Du denn NOCH nicht?“ Oder ich sage sowas wie „Okay, Du kannst das NOCH nicht. Aber dafür lernst Du es ja jetzt.“ NOCH zeigt an, dass die getroffene Aussage keine ewige Gültigkeit haben muss. Sondern dass da ein Prozess im Gang ist. Wie wirkmächtig dieses Wörtchen noch wirklich ist, kannst Du Dir klar machen, wenn du Dir mal vorstellst jemand würde zu Dir sagen. „Ich liebe Dich. NOCH .“ Da willst Du vielleicht gar nicht wissen, wohin sich das bewegt…
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