Hand auf´s Herz: Wie lange gibst du diesem Artikel, bis du wegklickst? Wie lange darf er maximal sein, damit du ihn zu Ende liest? Dank TikTok, Instareels & Co sinkt die Aufmerksamkeitsspanne immer mehr. Zudem strömt immer mehr Information auf uns ein. Sich da in ein Thema wirklich zu vertiefen fällt immer schwerer.
Das hat natürlich Auswirkungen auf die Rhetorik. Was ist zu tun, um auch bei geringerer Aufmerksamkeitsspanne zu überzeugen und Menschen dazu zu bringen, zuzuhören?
Der Einstieg ist noch wichtiger als früher
Ein guter Einstieg, der Interesse am Thema weckt und vielleicht sogar Neugier erzeugt, war schon immer wichtig. Aber jetzt muss er noch knackiger, noch prägnanter sein. Ohne deshalb gleich in die Unsitte des Clickbaits zu verfallen. Manchmal ein schmaler Grat. Aber wer zu lange ausholt, hat das Publikum vielleicht schon verloren, bevor es richtig losgeht.
Struktur, noch mehr Struktur
Erstens, zweitens, drittens. Dazu am besten kurze Zusammenfassungen am Ende oder auch mal zwischendrin. Onlinemedien geben teilweise schon an, wie lange es dauert, einen Artikel zu lesen (du hast ab hier noch ca. 76 Sekunden vor dir, also halte durch!). Arbeite mit Wiederholungen oder passenden Stilmitteln wie z.B. Anapher und Epipher, die Inhalte strukturieren.
Fasse dich so kurz wie möglich. Aber keinesfalls kürzer
Zeit überziehen wird immer mehr als unhöflich empfunden. Wir wollen Informationen immer kompakter und umso schneller du „liefern“ kannst, desto besser. Aber vermeide dabei den Fehler, der leider vielen unterläuft: Vereinfache nicht zu stark. Nicht jedes komplexe Thema lässt sich auf zwei Sätze runterbrechen. Dann geht zu viel verloren.
Aber ist das wirklich sinnvoll?
All das kannst du beachten um dich an die kürzere Aufmerksamkeitsspanne anzupassen. Oder: Du passt dich halt nicht an. Vielleicht sollten wir alle uns da nicht dran anpassen. Sondern dagegen halten. Weil es uns nicht gut tut, glaube ich, zu viel Information dadurch auszugleichen, dass wir nur noch das Oberflächliche mitbekommen.
Selbst Popsongs richten sich danach aus, möglichst schnell zu überzeugen, damit man sie nicht in der Musik-App skippt. Ein Song wie Meatloafs „Bat out of hell“ mit minutemlangem Intro wäre heute einfach undenkbar. Und das ist sehr schade.
Manche Dinge brauchen eben länger als 15-30 Sekunden bis klar ist, worum es geht und worauf das Gespräch oder der Vortrag hinauslaufen. Deine Zeit, die du in jemanden investierst, ist eine Form der Wertschätzung. Nimm dir die Zeit. Und fordere die Zeit. Lass uns auch mal wieder öfter sagen: Hey, das hier ist wichtig. Das braucht etwas Zeit. Oder Darf ich deine Zeit beanspruchen?
Danke, dass du mir deine Zeit geschenkt und bis hierhin gelesen hast.
Schreibe einen Kommentar