Feedback – auch zum Anhören im Podcast.

Es gibt so viele Ratgeber zum Thema Feedback. Und doch sind es offenbar immer noch zu wenige. Oder sie werden zu wenig gekauft/befolgt. Gerade beim Thema Feedback zeigt sich der grundlegende Gedanke der Rhetorik sehr deutlich: Es kommt nicht nur (manchmal sogar am wenigsten) darauf an WAS man sagt. Sondern WIE man etwas sagt.

Denn das WIE entscheidet darüber, ob ein Hinweis angenommen wird oder nicht. Ob man diesen Kritikpunkt als berechtigt in Betracht zieht. Oder ihn gar nicht erst ernsthaft an sich heranlässt. Und ja: Es gibt Menschen, die sind einfach beratungsresistent. Egal, wie man mit ihnen kommuniziert. Egal, wie einfühlsam man sich bemüht die Kritik konstruktiv rüber zu bringen. Aber das sind doch zum Glück seltene Exemplare unserer Gattung. Bei den meisten Menschen gibt es mit ein bisschen herumprobieren die Chance Feedback so anzubringen, dass es auch als solches aufgenommen wird. Was die betreffende Person dann damit macht und welche Schlüsse sie daraus zieht, das ist allein dem/der Empfänger:in überlassen.

„Mein Problem ist, dass ich immer sehr selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber.“

Andreas Möller (ehem. Fußballprofi)

Wie gibt man aber nun am besten Feedback? Recht bekannt ist die so genannte „Sandwichregel“, bei der das Sandwichbrot aus positivem Feedback besteht und die Kritik als „Belag“ dazwischen serviert wird. Das Lob vorab soll eine gute Grundstimmung schaffen, das Lob zum Schluss ein versöhnliches Ende des Feedbacks herbeiführen. Das klingt einerseits nach einem guten Plan. Andererseits wird diese Methode, wenn man sie immer wieder anwendet, bald durchschaut. Und das ausgesprochene Lob verliert seinen Wert. Weil es nur die Verpackung für die negative Kritik ist.

Dabei neigen wir sowieso schon dazu, Lob nicht oft genug auch wirklich deutlich und für sich stehend auszusprechen. Zudem führt die Sandwichregel oft zu einer sehr merkwürdigen Situation: Der/die Kritisierende achtet z.B. während eines Vortrags nur auf die Defizite und Schwächen. Um dann im Anschluss beim Feedback die Sandwichregel anwenden zu können, wird mit Allgemeinplätzen irgendein Lob aus dem Hut gezaubert. Kein Wunder, dass das so nicht funktioniert.

Die meisten Menschen sind bereit zu lernen, aber nur die wenigsten, sich belehren zu lassen.

Winston Churchill

Viel besser ist es, gar nicht erst in den Kategorien von gut und schlecht, positiv und negativ oder Stärken und Schwächen zu denken. Das altgriechische Wort „kritein“ von dem sich unsere heutige Kritik ableitet, war absolut wertneutral. So wie heute auch eine Theater- oder Filmkritik sehr positiv ausfallen kann. Kritik bedeutet einfach nur „Beurteilung“ und diese ist immer subjektiv. Falls Sie also nicht Professor:in sind und Ihre Studierenden abfragen, sollten Sie Ihrem Urteil keine objektive Gültigkeit geben. Sondern diese Subjektivität durchaus sprachlich vermitteln. Statt „Das war sehr gut“ lieber „Mir hat sehr gut gefallen, dass…“

„Mir hat nicht so gut gefallen, dass…“ sollten Sie dagegen vermeiden! Stattdessen könnten Sie sagen „Ich hätte mir noch gewünscht, dass“ und damit auch gleich einen Verbesserungsvorschlag machen statt einfach nur eventuelle Defizite zu benennen. Hilfreich kann dabei auch eine Kurzform dessen sein, was in der so genannten „Gewaltfreien Kommunikation“ angewandt wird.

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Angelehnt an den Ansatz von Marshall B. Rosenberg empfehle ich folgendes Drei-Schritte-Modell:

  1. Wahrnehmung so neutral als möglich wiedergeben. „Ich habe bemerkt, dass Sie sich während Ihres Vortrags sehr oft mit den Händen die Haare aus dem Gesicht gestrichen haben.“
  2. Sagen, was das mit einem gemacht hat, ganz subjektiv. „Auf mich wirkte das irgendwie unsicher. Und ehrlich gesagt hat es mich selbst etwas nervös gemacht im Laufe der Zeit.“
  3. Einen Vorschlag/Wunsch unterbreiten. „Ich an Ihrer Stelle würde die Haare lieber zusammen binden oder anderweitig dafür sorgen, dass Sie sie nicht ständig aus dem Gesicht wischen müssen. Dann würden Sie zumindest auf mich ruhiger wirken, ja sogar souveräner rüberkommen.“

Neben diesen Vorschlägen für die richtigen Worte ist vor allem die nonverbale Kommunikation immens wichtig. Denn nonverbal kommunizieren wir auf der Beziehungsebene. Und diese wird umso wichtiger, je schwieriger die Sachebene, also der Informationsaustausch, wird. Ob eine Aussage als Angriff verstanden wird oder als gut gemeinter Ratschlag, darüber entscheidet oft nicht das Gesagte, sondern der Tonfall, die Lautstärke und die Körpersprache, die anklagend sein kann oder zurückhaltend oder auch freundschaftlich/kollegial. Ein paar einfache Regeln dafür sind:

  • Sprechen Sie ruhig, deutlich und in angemessener „normaler“ Lautstärke.
  • Wählen Sie eine Position, bei der Sie sich nicht frontal (und damit konfrontativ) gegenüber stehen. Ein 90°-Winkel zueinander kann sehr konstruktiv wirken.
  • Geben Sie Feedback, das nicht ausschließlich positiv ist, nicht vor Publikum, sondern nur unter vier Augen. (Außer es ist eine Prüfungs- oder Trainingssituation, in der auch die anderen Anwesenden Feedback erhalten)
  • Eine freundliche, zugewandte, offene Körperhaltung entspannt das Gegenüber. Vermeiden Sie (auch nicht als solche gemeinte) Drohgesten, wie z.B. mit dem Finger auf jemand zeigen. Verschränken Sie nicht die Hände vor der Brust (wird oft als Abwehrhaltung interpretiert) und stecken Sie auch nicht beide Hände in die Hosentaschen (wirkt oft lustlos, zu lässig)
  • Nehmen Sie Blickkontakt auf! Nicht umsonst gibt es spannende Redewendungen bezüglich der Augen, wie „Auf Augenhöhe sein“ oder „sich nicht mehr in die Augen schauen können“. Halten Sie den Blickkontakt gerade dann, wenn das Gespräch vielleicht etwas schwierig wird. Aber starren Sie auch nicht.
  • Zuletzt gilt das, was früher in jeder Telefonzelle stand: Fasse Dich kurz! Umso klarer und prägnanter Sie sind, umso schneller Sie zum Punkt kommen, desto besser. Für beide Seiten. Eiern Sie nicht rum, nur weil Ihnen vielleicht das Ansprechen einiger negativer Punkte unangenehm ist. Das macht es für den/die Empfänger:in kein bisschen leichter. Im Gegenteil!
Podcastfolge zum Thema Feedback – Talk mit Maron Fuchs

Und wie sieht es nun aus, wenn man selbst der/die Kritisierte ist? Dann sollten Sie folgendes tun:

  • Zuhören! Denn jemand nimmt sich die Zeit Ihnen Feedback zu geben. Ob diese Person das nun wie oben beschrieben macht oder auf ganz grauenvolle Art. Das ändert erstmal nichts daran, dass Sie Feedback erhalten, aus dem Sie vielleicht etwas für die Zukunft mitnehmen können. Und ja, man kann auch aus sehr schlecht vorgetragenem Feedback etwas lernen. Wenn man sich darauf einlässt.
  • Außer bei sehr unangebrachter Kritik erwidern Sie nicht mehr als „Danke“. Und lassen das Gesagte auf sich wirken. Die meisten Menschen erwarten keine ausführliche Stellungname aus dem Stegreif. Nehmen Sie sich die Zeit Kritik sacken zu lassen. Das gilt übrigens auch bei ausdrücklich positivem Feedback! Meiner Erfahrung nach ist es für viele Menschen fast schwerer mit großzügigem Lob umzugehen als mit harscher Kritik. Ein schlichtes „Danke“ ist auch hier völlig ausreichend. Relativieren sie vor allem nicht Ihre Leistung! Weder bei negativem noch bei positivem Feedback.
  • Wenn das Feedback Ihnen bei ausreichender Bedenkzeit nützlich erscheint, melden Sie das ruhig zurück. Geben Sie dem/der Feedbackgeber:in Feedback. Das bestärkt darin Feedback zu geben. Und wir alle brauchen noch viel mehr Feedback. Umso wichtiger die Menschen darin zu bestärken, die bereit sind welches auszusprechen.

Nun bin ich gespannt auf Ihr Feedback! Schicken Sie mir gerne eine Nachricht.

Hi. Mein Name ist Oliver Walter. Ich bin Rhetoriktrainer & Coach. Hier blogge ich über mein Lieblingsthema: Rhetorik & Kommunikation. Wenn ich Dir mit meiner Fachmeinung oder meinem Knowhow weiterhelfen kann, lass es mich gerne wissen. 

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