Vor kurzem stieß ich auf die Seite eines Mitbewerbers, der sich selbst als sympathisch beschrieb. Was ihn für mich gleich unsympathisch wirken ließ. Denn man entscheidet doch niemals selbst darüber, ob man sympathisch ist. Das ist grundsätzlich eine Zuordnung, die andere vornehmen. Und die starken Einfluss darauf haben kann, wie wir wahrgenommen werden. Und wie erfolgreich wir kommunizieren können.
Was ist eigentlich Sympathie?
συμπάθεια (sympátheia) kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie „Mitgefühl“. Nicht im Sinne von Mitleid, sondern einer emotionalen Verbindung zwischen zwei Menschen. Einem sich aufeinander einlassen und eventuell auch eine Verbundenheit spüren.
Wenn wir nun im Bereich Rhetorik davon sprechen sympathisch zu wirken, ist klar, dass diese Wirkung nicht rein technisch hergestellt werden kann. Sondern auch Einstellungssache ist. Man muss sich auf die andere Person einlassen, auch selbst diese Person sympathisch finden oder zumindest dafür offen sein. Ansonsten wird allein durch die Anwendung rhetorischer Techniken keine Sympathie hervorzurufen sein. Wobei es da natürlich Ausnahmen gibt. Psychopathen stehen im Ruf andere Menschen so gut manipulieren zu können, dass sie fast immer von ihren Mitmenschen als sympathisch, fröhlich und harmlos wahrgenommen werden.
Was kann man nun neben einer offenen, positiven Einstellung rhetorisch tun um als sympathisch wahrgenommen zu werden?
Lächeln
Es klingt unfassbar banal und ist es auch. Und dennoch vergessen so viele Menschen immer wieder, auch in wichtigen Momenten zu lächeln! Auch unter der Maske und selbst ganz ohne Optik z.B. am Telefon kann man ein Lächeln als solches wahrnehmen. Die Stimme klingt viel wärmer, wenn wir lächeln. Also lächle auch am Telefon!
Pacing / Rapport aufbauen
Pacing bedeutet soviel wie „Gleichschritt“, also eine gewisse Synchronisierung zwischen zwei Menschen. Körpersprachlich, bei der Wortwahl und auch den Themen, über die gesprochen wird. Wenn sic zwei Menschen sympathisch sind, entsteht diese Synchronizität ganz von selbst. Aber man kann auch etwas nachhelfen und sich bewusst etwas synchroniseren, z.B. eine ähnliche Körperhaltung einnehmen, ähnliche Begriffe verwenden und sich auf die Themen des Gegenübers einlassen. Ganz wichtig: Kein plumpes Nachäffen bitte!
Höflichkeit und Bescheidenheit
In vielen Kontexten ist Höflichkeit wie einst im Knigge beschrieben nicht mehr so wichtig. Kein Fauxpas mehr, wenn man das Fischmesser nicht erkennt oder mit dem Dessertlöffel die Suppe isst. Aber manche Benimmregeln, gerade was Anstand und Respekt betrifft, gelten immer noch. Und gerade der Verstoß dagegen kann schnell unsympathisch wirken. Auch wenn der Unmut vielleicht gar nicht laut geäußert wird. Was es umso problematischer macht, wenn man in ein Fettnäpfchen getreten ist. Mach lieber aufrichtige kleine Komplimente oder bitte um die Meinung dieser Menschen. Das zeigt ihnen aufrichtiges Interesse.
Das Kind beim Namen nennen
Wenn nicht gerade eine enorme Abneigung gegen den eigenen Namen besteht, dann schätzen es Menschen sehr, wenn man sie beim Namen nennt. „Hallo Herr Meier, schön Sie wiederzusehen“ oder „Sag mal, Melanie, könntest Du das übernehmen?“ wirkt ganz anders als ein „Hey Du“, mal überspitzt formuliert.
Positive Sprache, positive Themen
Es macht sich nicht gut über andere abzulästern oder sich über die aktuelle Situation zu beschweren. Oder darüber zu reden, wie ungerecht und kalt die Welt ist. Sich mal so richtig „auszukotzen“ ist viel sinnvoller bei jemanden, den/die man schon gut kennt. Wenn die Frage nach Sympathie oder nicht schon längst geklärt ist. Die Lieblingskollegin, den besten Freund, etc. Ansonsten wirkst Du ziemlich sicher eher unsympathisch auf den/die Andere. Es sei denn, diese Person teilt Deine Abneigungen und Ihr könnt gemeinsam Dampf ablassen.
Fazit: Es gibt ein paar Techniken, die Dir dabei helfen, auf andere sympathisch zu wirken. Doch ohne eine offene, wertschätzende Grundhaltung werden diese nicht viel bringen. Wenn Du aber mit Herz UND Verstand an die Sache heran gehst, stehen die Chancen ausgezeichnet.
Einen weiteren „Trick“, damit Menschen Dich sympathischer finden, findest Du im Artikel über den Benjamin-Franklin-Effekt.
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