Hörst Du auch manchmal Stimmen? „Du schaffst das nicht!“ oder „Das ist zu schwierig für Dich“ oder auch „So was sagt man aber nicht“, „Sei ein braves Mädchen, ein braver Junge.“

Dann hast auch Du vermutlich einen inneren Kritiker. Wie so gut wie jeder Mensch. Und gerade beim Thema Rhetorik tritt dieser innere Kritiker oder Zensor häufig zu Tage. Wenn es darum geht aufzustehen und vor anderen zu sprechen. Oder sich zu Wort zu melden. Oder mal Nein zu sagen. Oder eine Frage zu stellen, die ein bisschen Überwindung kostet.

Deshalb erfährst Du in diesem Artikel

  • warum es einen hilfreichen und eine hinderlichen inneren Kritiker geben kann
  • warum Du einen inneren Kritiker überhaupt hast
  • wie Du mit Deinem inneren Kritiker am besten umgehen kannst und ihn wenn nötig auch zum Schweigen bringen kannst

2 Arten von inneren Kritikern

Wie eben schon angedeutet gibt es zwei Arten von inneren Kritikern. Den hilfreichen und den nicht wirklich hilfreichen. Was unterscheidet die beiden aber?

hilfreicher innerer Kritiker

  • kommt aus dem Unbewussten (Bauchgefühl) und ist eher situativ
  • ist bei schnellen Entscheidungen dem rationalen Abwägen oft überlegen

hinderlicher innerer Kritiker

  • predigt Dir sehr pauschale Glaubenssätze, die Du meist von Respektspersonen übernommen hast
  • bremst Dich in Deiner persönlichen Entwicklung aus

Limitierende Glaubenssätze

Das bedeutet: Das Problem sind limitierende Glaubenssätze, die Du irgendwann mal aufgeschnappt und dummerweise verinnerlicht hast. Ohne sie zu hinterfragen, weil sie vielleicht von Respektspersonen kamen. Oder auch Sätze, die früher mal durchaus zutreffend waren. Aber Du hast Dich inzwischen weiter entwickelt und für die Version von Dir, die Du jetzt bist, gelten diese alten Glaubenssätze nicht mehr. Du hast sie aber nie über Bord geworfen. Und deshalb sind die immer noch aktiv.

Ich erlebe das auch immer wieder im Coaching, dass da eine innere Stimme auftaucht, oder auch ein Bild, und sofort wird aus einer taffen Businessfrau emotional ein 11jähriges Mädchen. Deshalb ist es wichtig, solche hinderlichen Überzeugungen loszuwerden. Oder zumindest einen besseren Umgang damit zu finden. Denn manche dieser hinderlichen Sätze mögen auch immer noch einen Sinn haben in bestimmten Bereichen, in denen Du noch nicht 100% so weit bist, dass diese Sätze einfach weg können.

Dein innerer Kritiker und Dein „Mindset“

Ich bin übrigens kein Freund dieses Mindset-Coachings. Arbeit am Mindset ist schön und wichtig, aber es ist nicht alles. Aber viele Coaches kommen damit an: „Hey, wenn Du ganz fest daran glaubst, dann kannst Du alles erreichen. Also glaub ganz fest daran, dass Du fliegen kannst und dann spring aus dem Fenster“. Das ist natürlich nicht nur Blödsinn, sondern schon gefährlicher Humbug. Wenn Du an Dir und Deinen Glaubenssätzen arbeiten willst, such Dir bitte einen seriösen Coach!

Was Du ohne großen Aufwand ganz allein für Dich tun kannst, um mit dem inneren Kritiker besser klar zu kommen? Dazu im Folgenden 5 Möglichkeiten.

1. Micky-Mouse-Technik

Oft ist es nicht nur der Inhalt, der Dich einschüchtert, wenn Dein innerer Kritiker spricht. Sondern auch der Tonfall dieser Stimme in Deinem Kopf. Das Gute dabei: Die Stimme ist ja in Deinem Kopf. Somit hast Du die Kontrolle darüber und kannst diese Stimme so verändern, wie Du möchtest. Am besten so, dass sie an Bedrohlichkeit verliert, vielleicht sogar lächerlich klingt.

Deshalb heißt das ganze auch Micky-Mouse-Technik. Verändere die Stimme, wann immer Du sie hörst, in die von Micky Mouse. Oder Marge Simpson. Oder einer anderen Figur, die du ganz witzig findest. Witzig und eben nicht bedrohlich oder respekteinflößend.

2. Dein inneres Team als Support gegen den inneren Kritiker

Das innere Team ist ein Modell des Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun. Danach haben wir alle verschiedene Persönlichkeitsanteile, die zusammen Deine gesamte Persönlichkeit bilden. Eben Dein inneres Team. Der Kritiker ist nur ein Teil davon. Und das bietet Möglichkeiten. Zum einen kannst Du ihm einen Namen geben. Und ein Aussehen. Heißt Dein innerer Kritiker Uwe, hat einen Schnauzer und ist gut genährt? Oder eher eine drahtige Ingeborg?

Zum anderen kannst Du die weiteren Mitglieder Deines inneren Teams nutzen, um Deinen Zensor im Zaum zu halten. Falls nicht, stell Dir jemanden dafür ein. Passend zum Teufelchen kannst Du Dir auf die andere Schulter ein Engelchen setzen, dessen einzige Aufgabe es ist, Dich toll zu finden. Und Dir entsprechend schöne Dinge ins Ohr zu flüstern, die Dich bestärken und Dir Kraft geben.

3. Bringt den limitierenden Glaubenssatz aus Deinem Kopf

Zum Beispiel auf ein Stück Papier. Der Satz in Deinem Kopf ist ja letztlich Dein eigener Gedanke. Schreibe ihn auf und hole ihn damit aus Deinem Kopf in die Welt außerhalb von Dir, damit Du ihn anschauen und Dich wortwörtlich von ihm distanzieren kannst. Was macht es mir Dir, wenn Du diesen hinderlichen Satz auf einen Zettel schreibst und daheim liegen lässt? Verändert sich dadurch seine Wirkung auf Dich?

Oder formuliere den Satz um. In der Rhetorik geht es ja auch viel darum, WIE man etwas sagt. Vielleicht stimmt die Kernaussage dieses Satzes ja sogar. Aber Du findest einen Weg, den Sachverhalt positiver und wertschätzender auszudrücken?

4. Diskutier es doch mit Deinem inneren Kritiker aus

Lässt Du die Kritik an Dir immer unwidersprochen stehen? Trau Dich Dir, bzw. den limitierenden Überzeugungen kontra zu geben. Was spricht für Dich? Welche Argumente hast Du? Bring sie zur Sprache, versuche Deinen inneren Anteil, der Dich nicht gut genug findet, zu überzeugen.

5. Stopp Deinen inneren Zensor

Möchtest Du es nicht ausdiskutieren, so musst Du ihm ja auch nicht zuhören. Stoppe ihn in dem Augenblick, in dem er loslegt. Dafür gibt es verschiedene Techniken, z.B. die Klatschtechnik, d.h. Du klatschst jedes Mal, wenn Du den Satz hörst oder denkst in die Hände, und das immer früher, so dass bereits beim ersten Wort die Kette unterbrochen wird. Du kannst auch im inneren Dialog einfach mal so was sagen wie „Schnauze jetzt“. Hört außer Dir ja keiner. 😉 Wenn Du Dir das jetzt noch nicht so richtig vorstellen kannst, hör gerne mal in die oben auf der Seite verlinkte Podcastfolge rein. Darin mache ich es vor.

Fazit

Es gibt viele Möglichkeiten, den inneren Kritiker oder Zensor zu stoppen. Oder mit ihm konstruktiv umzugehen. Viele weitere, komplexere Techniken solltest Du allerdings nur mit einem erfahrenen Coach durchführen. Stell aber so oder so vorab sicher, dass Du überprüfst, ob die Stimme in Deinem Kopf nur hinderliche Sätze produziert, oder ob Dein innerer Kritiker nicht auch eine Ressource für Dich sein kann. Diesen Teil von ihm solltest Du auf jeden Fall in Deinem inneren Team behalten!

Hi. Mein Name ist Oliver Walter. Ich bin Rhetoriktrainer & Coach. Hier blogge ich über mein Lieblingsthema: Rhetorik & Kommunikation. Wenn ich Dir mit meiner Fachmeinung oder meinem Knowhow weiterhelfen kann, lass es mich gerne wissen. 

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