Manchmal kommt man in die Verlegenheit sich spontan äußern zu müssen. Zu einem Sachverhalt. Oder eine kleine Festrede zu einem Jubiläum, einer Ehrung, etc. Dann brauchst Du irgendeine Struktur. Vielleicht denkst Du Dir jetzt: „Hä? Wieso brauch ich da ne Struktur, ich kann doch auch einfach drauf los erzählen, das kann ich. Ich kann gut einfach drauf los quatschen und die Leute mögen das. Das wirkt sehr authentisch“. Klares Jein. Wenn Du das kannst, mach das ruhig so. Bei sehr kurzen Wortbeiträgen. Aber wenn Du eine längere Rede hältst, ist es nicht nur für Dich, sondern auch für Dein Publikum von Vorteil, wenn es eine Struktur gibt. Es ist schön, wenn Deine Rede als authentisch wahrgenommen wird. Aber nicht ganz so schön, wenn sonst nichts hängen bleibt als dass Du sehr authentisch gesprochen hast. Alle diese Strukturen, die ich Dir im Folgenden vorstellen werde, kannst Du aber auch anwenden um eine Rede vorzubereiten, von der Du rechtzeitig genug vorher weißt, dass Du sie halten wirst.
Gestern – Heute – Morgen
Wir Menschen denken oft chronologisch, sortieren unsere Erlebnisse als persönliche Geschichte in genau dieser Struktur und empfinden sie als „natürlich“. Also ganz allgemein die Struktur Gestern – Heute – Morgen. Du brauchst drei Zeitpunkte. Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft. Du hast es durchaus in der Hand in Deinem Narrativ festzulegen, welchen Zeitraum Vergangenheit und Gegenwart wirklich umfassen. Gleiches gilt für die Zukunft. Sprichst Du von der unmittelbaren Zukunft? Was ab morgen gilt? Oder geht es um die große, abstrakte Zukunft? Eben um „Die Zukunft“? Die chronologische Reihung Deiner Inhalte bietet also auch noch genügend Spielraum und ist gar nicht so natürlich wie man üblicherweise denkt. Auch kannst Du natürlich einen Trick wählen, der gerne auch in Filmen eingesetzt wird. Nämlich die Rückblende. Also starte ruhig im Heute. Und wage dann erst den Rückblick auf das, was früher war. Und gehe von dort aus in Richtung Zukunft. Zum Beispiel, wenn Dir die aktuellen Entwicklungen nicht so wirklich zusagen. Und Du eher an „Damals“ anknüpfen möchtest. Dann schilderst Du zwar den aktuellen Ist-Zustand. Aber willst eigentlich eine direkte Linie von der Vergangenheit in die Zukunft ziehen. Auch das ist möglich.
Problem – Ziel – Lösung
Den Dreiklang kennst Du aus der Werbung. Vor allem auch beim Teleshopping wird das gerne genutzt. Du musst es jetzt in Deiner Rede nicht so übertreiben wie die armen Seelen im Teleshopping. Aber natürlich ist es völlig legitim, wenn du das Problem, für das Du eine Lösung hast, ein bisschen aufbläst und es in vollem Umfang schilderst und was das ja noch an Kosten verursachen KÖNNTE, und umso eindrucksvoller kannst Du dann sagen, dass Du eine Lösung parat hast. Und klar kannst Du das Ziel auch so formulieren, dass Deine Lösung nach der IDEALEN Lösung klingt.
Argument 2 – Argument 3 – Argument 1
Du hast gute Argumente. Oder wenigstens überhaupt Argumente. Mehrere davon. Ein Argument allein taugt nichts, egal wie gut es ist. Denn ein Argument kann immer widerlegt werden. Oder nicht die wichtigsten Werte Deines Gegenübers ansprechen. Es ist toll, wenn Du der günstigste Anbieter weit und breit bist. Wenn den potentiellen Kund:innen aber zum Beispiel Nachhaltigkeit viel wichtiger ist, hast Du halt Pech gehabt, wenn Du nur mit dem Preis überzeugen willst. Deshalb solltest Du immer mehrere Asse im Ärmel haben. Die folgende Struktur für Deine Überzeugungsrede lautet: mittelgutes Argument – schwächstes Argument – bestes Argument. Du hast also drei Argumente auf Deiner Seite. Wenn Du mehr hast, egal, niemand will sich ewig lange Aufzählungen bis zu Argument Nummer 28b anhören. Nimm dann einfach die drei besten. Und zwar beginnend mit dem mittleren, einfach weil Du Dir Dein bestes Argument für den Schluss aufhebst. Das ist althergebrachte Dramaturgie. Wenn jedes nachfolgende Argument schwächer und schwächer wird, wirkt das nicht überzeugend. Du willst mit diesen drei Argumenten sozusagen auf abstrakterer Ebene das aufbauen, was man als rhetorische Figur eine Klimax nennt. Also eine Steigerung innerhalb einer dreigliedrigen Kette. Von Wörtern. Oder hier eben Argumenten. Nur dass es sinnvoll ist, bei Argumenten das schwächste Glied in die Mitte zu packen. Denn du solltest nicht gleich zu Beginn alles verpulvern, wie schon erwähnt. Aber auch nicht zu niedrig einsteigen, so dass Deine Zuhörer:innen schon geistig abschalten und sich denken, „na wenn das alles ist, was der oder die zu bieten hat“…
Manchmal kann es auch sinnvoll sein Argumente GEGEN Deine Position mit einzubauen. Das wirkt ehrlich und nimmt eventuell Einwände in der Fragerunde vorweg. Natürlich liegt es an Dir diese Gegenargumente nicht allzu gut aussehen zu lassen… Die optimale Struktur dafür wäre dann sie zwischen Deine Argumente zu packen. Also: Argument 2, Gegenargument, Argument 3, Gegenargument, Argument Nummero 1. Sollten die Gegenargumente auch eine Gewichtung haben, dann am besten mit dem stärkeren beginnen, so dass hier die Qualität der Einwände nachlässt. Enden solltest Du aber immer mit Deinem stärksten Argument.
Ereignis – Pointe – Erkenntnis
Wir hören gerne Geschichten, die bleiben auch viel besser im Gedächtnis haften. Erzähle zuerst, was passiert ist. Das sollte aber nicht einfach auslaufen, die Geschichte sollte schon ein überraschendes Ende haben. Das Wort „Pointe“ bedeutet nicht zwangsläufig dass es witzig sein muss. Nur überraschend. Die Situation verändernd. Und am Ende kommt, wie im Märchen, die Moral von der Geschicht´. Die brauchen Menschen sehr häufig nochmal deutlich hervorgehoben. Erstaunlich viele Leute sind nicht sonderlich empfänglich für subtile Botschaften. Mit dieser Botschaft am Ende kannst Du dann auch einfach aufhören. Bei allen anderen Strukturen brauchst Du noch ein gutes Ende. Und wie das geht, erfährst Du in der vierten und letzten Folge dieser kleinen Reihe mit Rhetorik-Basics.
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