Wer einmal das Internet nach „PowerPoint aus der Hölle“ durchsucht, weiß, wie viel man wirklich beim Einsatz von Präsentationssoftware falsch machen kann. Spoiler: Sehr viel. Trotzdem hat die moderne Technik ihre Berechtigung und eröffnet tolle Möglichkeiten. Was beim Einsatz zu beachten ist, darum geht es in dieser Podcastfolge. Da erwiesenermaßen die Informationsverarbeitung über mehrere Sinneskanäle effektiver ist, hier die fünf Tipps zum Umgang mit PowerPoint & Co in visueller Form:

Das bedeutet: Mach Dir erst Gedanken über die Inhalte, vor allem den Zweck und die Zielgruppe Deines Vortrags. Diese rhetorischen Basics eben. Was ist meine Kernbotschaft? Was will ich bei den Leuten erreichen? Dann erst überlege Dir, ob und wenn ja wie Du PowerPoint oder eine ähnliche Software einzusetzen gedenkst. Weil vielleicht passt zu Deinen Inhalten ja etwas anderes tatsächlich besser. Weil Du zum Beispiel die große Geste nutzen möchtest und ein zuvor auf ein FlipChart oder an ein Whiteboard geschriebenes ganz wichtiges Wort mit viel Effekt und weit ausholendem Arm… durchstreichst. Das hat einen Wow-Effekt. Das wirkt nicht annähernd so, wenn per Mausklick das Wort plötzlich durchgestrichen ist am PC. Da fehlt die große Geste. Die geht nur analog. Klar kannst Du auch beides kombinieren, Du musst dann nur sehr deutlich vom einen Medium zum anderen wechseln. Sonst weiß Dein Publikum bald nicht mehr, wo jetzt gerade was passiert.

Die Software ergänzt also Deinen Vortrag. Sie ersetzt ihn nicht. Auch nicht Teile davon. Alles, was Du mit Deinen Worten, Deiner Mimik, Deinen Gesten, wie eben beschrieben, oder auch mit einem Gegenstand, den Du mitbringst, ausdrücken kannst, hat auf der Leinwand oder dem Bildschirm nichts zu suchen. Das bedeutet: Solltest Du auf Deinen Folien irgendwo Text haben, also mehr Text als nur eine Überschrift oder ein Schlagwort, so Fließtext halt, wie man das nennt: Weg damit. Das hat da nichts verloren. Bei mir ist es inzwischen so, das hat sich über die Jahre entwickelt, dass 90% meiner Folien nur aus Bildern mit zwei oder drei Worten darauf oder MindMaps bestehen. MindMaps bringen einen klaren Mehrwert gegenüber dem nur gesprochenen Wort, nämlich: Struktur. Sichtbare Struktur. Für sowas lohnt es sich eine PPT anzulegen. Für Fließtext nicht. Das hat nur bei Star Wars funktioniert. Menschen lassen sich von Menschen überzeugen. Also musst Du präsent sein. Dein Publikum ansprechen, im wahrsten Sinne des Wortes.

Weniger ist mehr. Wirklich. Das gilt fast nirgends so sehr wie bei Animationen in Deiner Präsentation. Minimalismus hat zudem den schönen Effekt, dass Du dafür nicht viel können musst. Und entsprechend weniger schief gehen kann. Und es spart unendlich viel Zeit beim Erstellen der Präsentation.

Wenn es sich mal nicht vermeiden lässt die Folie wirklich ganz simpel zu halten, dann lass Deinem Publikum die Zeit sich auf der neuen Folie zu orientieren. Mach solange Pause. Und leg dann erst los. Und überlege Dir vorher, WIE die jeweilige Folie Deinen Vortrag unterstützt. Du hast in Sachen Timing dafür drei Optionen: Sag zuerst, was Sache ist und zeig dann zum Beispiel eine Übersicht dazu. Oder präsentiere die Quartalszahlen genau zeitgleich als Balkendiagramm während Du die Umsatzsteigerung in Deiner Rede ansprichst. Du kannst auch zuerst mit einem Bild oder einer Grafik Spannung erzeugen.

Der Beamer geht nicht, Oder er geht, aber niemand weiß wie. Wenn Du so oft Vorträge hältst wie ich, ist Dir sicher schon mal irgendwas schief gegangen. Einmal hatte ich den kleinen Laptop dabei. Und just war am Beamer nur ein Eingang für das Kabel, das nicht an den kleinen Laptop passt. Und Bluetooth beziehungsweise dieses Miracast ging auch nicht, weil noch nicht im Beamer vorhanden. Der war schon etwas betagter. Sowas sollte Dich nicht aus der Bahn werfen. Wenn Du die bisherigen Tipps befolgst, solltest Du in der Lage sein, auch ohne Technik eine tolle Präsentation abzuhalten. In meinen Seminaren sage ich den Leuten immer: „Ihr müsst drauf vorbereitet sein theoretisch auch bei Stromausfall nur mit einem Feuerzeug als Lichtquelle Eure Inhalte rüberzubringen“. Und das meine ich auch so. Bleib souverän, verzögere nicht den Start Deines Vortrags um 40 Minuten, nur weil Du um jeden Preis die Technik zum Laufen bringen musst. Starte einfach. Versuch es in der Pause, soweit es eine gibt, noch mal. Aber bis dahin musst Du auch irgendwie klarkommen. Und im besten Fall nicht irgendwie, sondern richtig gut.

Hi. Mein Name ist Oliver Walter. Ich bin Rhetoriktrainer & Coach. Hier blogge ich über mein Lieblingsthema: Rhetorik & Kommunikation. Wenn ich Dir mit meiner Fachmeinung oder meinem Knowhow weiterhelfen kann, lass es mich gerne wissen. 

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